Zur Scham der Armen und Reichen
Vortrag/Podium
Vortrag. Mit Martin Schürz
Menschen in Armut werden regelmässig beschämt. Gerne wird ihnen unterstellt, dass sie eigenverantwortlich in Notlagen geraten seien. Und oft wird ihre Armut als Ergebnis von Faulheit und fehlender Motivation verstanden. Soziale Beschämung armer Menschen erhöht deren Ängste. Die Stigmatisierung verschärft ihre soziale Ausgrenzung und trägt zu Depressionen bei.
Vermögenden Menschen wird zuweilen in kritischer Absicht Schamlosigkeit zugeschrieben. Sie würden mit Luxuskonsum protzen und sich etwa nicht um die Klimaschädlichkeit ihrer Flüge in Privatjets kümmern. Doch erstens ist dieser Beschämungsversuch eingeengt auf die Verwendung ihres Reichtums und zweitens mag er zu einem Mehr an Demut und Altruismus beitragen. So gibt es Vermögende, die einen bescheidenen Lebensstil pflegen und grosszügig
spenden. Hier trägt Scham, anders als bei Armen, zu einer sozialen Einbindung bei.
Der Tod ist der grosse Gleichmacher von Arm und Reich, doch hinsichtlich Scham, Beschämung und Schamabwehr finden, sich beträchtliche Unterschiede. Superreiche suchen durch Vererbung, Landerwerb, und seit kurzem auch mittels Investitionen in Projekte zur Abschaffung des Todes, der narzisstischen Kränkung der Endlichkeit zu entkommen. Sie verfolgen Strategien der Unsterblichkeit, um sich der Scham zu verweigern.
MARTIN SCHÜRZ lebt in Wien. Sein Werk 'Überreichtum' (Campus, 2019) wurde 2019 mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ausgezeichnet. 'Angst und Angstmacherei. Für eine Wirtschaftspolitik, die Hoffnung macht' (Paul Zolnay, 2022), gemeinsam mit Markus Marterbauer verfasst, erschien 2022. Er arbeitet als Vermögensforscher in der Forschungsabteilung der österreichischen Nationalbank und als Psychotherapeut in einem Ambulatorium mit traumatisierten Kindern.
Menschen in Armut werden regelmässig beschämt. Gerne wird ihnen unterstellt, dass sie eigenverantwortlich in Notlagen geraten seien. Und oft wird ihre Armut als Ergebnis von Faulheit und fehlender Motivation verstanden. Soziale Beschämung armer Menschen erhöht deren Ängste. Die Stigmatisierung verschärft ihre soziale Ausgrenzung und trägt zu Depressionen bei.
Vermögenden Menschen wird zuweilen in kritischer Absicht Schamlosigkeit zugeschrieben. Sie würden mit Luxuskonsum protzen und sich etwa nicht um die Klimaschädlichkeit ihrer Flüge in Privatjets kümmern. Doch erstens ist dieser Beschämungsversuch eingeengt auf die Verwendung ihres Reichtums und zweitens mag er zu einem Mehr an Demut und Altruismus beitragen. So gibt es Vermögende, die einen bescheidenen Lebensstil pflegen und grosszügig
spenden. Hier trägt Scham, anders als bei Armen, zu einer sozialen Einbindung bei.
Der Tod ist der grosse Gleichmacher von Arm und Reich, doch hinsichtlich Scham, Beschämung und Schamabwehr finden, sich beträchtliche Unterschiede. Superreiche suchen durch Vererbung, Landerwerb, und seit kurzem auch mittels Investitionen in Projekte zur Abschaffung des Todes, der narzisstischen Kränkung der Endlichkeit zu entkommen. Sie verfolgen Strategien der Unsterblichkeit, um sich der Scham zu verweigern.
MARTIN SCHÜRZ lebt in Wien. Sein Werk 'Überreichtum' (Campus, 2019) wurde 2019 mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ausgezeichnet. 'Angst und Angstmacherei. Für eine Wirtschaftspolitik, die Hoffnung macht' (Paul Zolnay, 2022), gemeinsam mit Markus Marterbauer verfasst, erschien 2022. Er arbeitet als Vermögensforscher in der Forschungsabteilung der österreichischen Nationalbank und als Psychotherapeut in einem Ambulatorium mit traumatisierten Kindern.
Eintrittspreis
20.-/10.- (Stud.).Platzzahl beschränkt, Anmeldung an schamlos@psychoanalyse-luzern.ch
Veranstalter*innen
Psychoanalytisches Seminar Luzern